"Die Spuren der Landschaftsgeschichte im Landkreis Forchheim" lautete der Titel eines Vortrags am 23.11.2004, zu dem der 1. Vorsitzende der Gartenfreunde Kersbach, Ludwig A. Preusch die Referentin Katja Preusche, Dipl.-Ing. für Landschafts- und Freiraumplanung am Landratsamt Forchheim begrüßen konnte.
Frau Preusche erläuterte anhand umfangreichen Bildmaterials wie sich die Menschen mit ihren Ansiedlungen an die Gegebenheiten der Landschaft anpaßten und wie sie andererseits auch die Landschaft zum Nutzen der Bevölkerung veränderten.
Die Lage der Ortschaften wurden meist so gewählt, dass die Gebäude auf landwirtschaftlich schlecht nutzbaren Flächen errichtet wurden. In unmittelbarer Nähe waren aber gute Böden vorhanden, auf denen Drei-Felder-Wirtschaft betrieben wurde. (Weide-)Wiesen befanden sich weiter weg von den Ansiedlungen, denn hier war im Gegensatz zu den Äckern das Transportproblem nicht so gravierend. In größerer Entfernung zu den Ortschaften befanden sich die sogenannten Egerten. Dies waren Flächen die nur für ein bis zwei Jahre als Acker genutzt wurden und dann wegen der erforderlichen Bodenregeneration für 10-20 Jahre allenfalls als Schafweiden dienten. Auch die heute noch als Flurbezeichnung bekannten Hutweiden (v. hüten) waren Schafsweiden, auf denen einzelne große Bäume in der Mittagshitze den Tieren Schatten spendeten.
Die Bodenerträge haben sich aufgrund von Pflanzenzüchtung und Einsatz von Kunstdünger mindestens verzehnfacht. Deshalb wurde früher Stroh nicht als Streu im Stall verwendet, sondern verfüttert. Als Streu benutzte man das Laub aus den Wäldern. Auch die sonstige Waldnutzung war anders. Es entstand der heute noch am Walberla vorkommende Mittelwald: Einzelne weit auseinander stehende Bäume geeigneter Sorten ließ man wachsen, um sie als Bauholz einsetzten zu können. Den rasch nachwachsenden Unterwuchs schlug man in Abständen von nur wenigen Jahren als Brennholz.
Aufgrund der geringen Erträge mussten auch die Hanglagen bewirtschaftet werden. Die Bauern legten in mühevoller Handarbeit Plateaus an, Lesesteine dienten teilweise als Stützmauer. Der aufmerksame Beobachter findet diese terrassenförmigen Geländeform noch bei der Langen Meile und am Walberla. In den Tallagen wurden weit verzweigte zum Teil heute noch vorhandene Wässergräben angelegt. Zweimal im Jahr sind die Wiesen überflutet worden. Das erste Mal nach dem Winter um aus den noch kalten Boden die Kälte auszutreiben, das zweite Mal nach der Heuernte um das Gras für eine weitere Mahd schnell wachsen zu lassen.
Aber auch in den Ortschaften war Wasser sehr wichtig. Es gab mehrere Hüllweiher. Je nach Wasserqualität dienten sie als Wasserspeicher für die Bevölkerung, als Viehtränke oder als Weiher für Enten und Gänse. Bei Bränden konnte außerdem Löschwasser entnommen werden.
Beim Baumaterial nahm die Bevölkerung, was die Umgebung zu bieten hatte. Vor allem Holz aber auch mit einem Kalk-Sand Gemisch verputzte Weidengeflechte. Der Kalk wurde in speziellen Öfen mittels eines mehrere Tage dauernden Brennvorganges aus dem, in der Region Fränkische Schweiz vorkommenden, Kalkstein gewonnen. Steinbauten waren für einen einfachen Bauern unerschwinglich. Keller wurden im großen Stil erst gebaut oder aus Fels gehauen, nachdem Hopfen statt Wein angebaut wurde und deshalb für das Bier kühle Räume nötig waren. Aber auch die lange Lagerfähigkeit, der etwa seit dem Dreißigjährigen Krieg zunehmende Verbreitung findenden Kartoffel trug hierzu bei.
An den Wegeverbindungen der Ortschaften gab es große Steinplatten, die Ruhsteine. Sind sie wie in der Flur von Kersbach noch vorhanden, läßt sich damit der alte Wegeverlauf erkennen.
Aufgrund von Flurbereinigung und der Bodenbearbeitung mit Großgeräten sind viele Wässergräben, Lesesteinmauern und Ruhsteine aus der Landschaft verschwunden. Andere Landschaftsbestandteile wie Hutweide, Mittelwald oder die Terrassenanlagen sind aufgrund heute unrentabler Nutzung kaum wiederzufinden. Sie sind entweder verbuscht oder haben sich zu einem "normalen" Wald gewandelt.